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DLG-Standard „Nachhaltige Schweinehaltung“

Der DLG-Standard fördert, dokumentiert und bewertet nachhaltige Landwirtschaft und bietet Landwirten ein praxisnahes, wissenschaftlich fundiertes Werkzeug zur Optimierung ihrer Betriebsführung. In diesem Rahmen wurde der DLG-Standard "Nachhaltige Schweinehaltung" entwickelt, der speziell auf die Anforderungen und Besonderheiten der Schweinehaltung ausgerichtet ist. Er basiert auf 23 Indikatoren, die eine gezielte, maßnahmenorientierte Bewertung ermöglichen. Ein zentraler Vorteil liegt in seiner Flexibilität: Er kann sowohl in spezialisierten Mastbetrieben als auch in sauenhaltenden oder gemischten Schweinebetrieben eingesetzt werden.

Die Nachhaltigkeitsbewertung erfolgt anhand des GV-Schlüssels (Großvieheinheit) nach KTBL, wobei die Anzahl der gehaltenen Tiere – von produktiven Sauen über abgesetzte Saugferkel bis hin zu Aufzuchtferkeln und Mastschweinen – im Jahresdurchschnitt berücksichtigt wird. Zielwertbereiche für jeden Indikator helfen, den Nachhaltigkeitsstatus eines Betriebs transparent und nachvollziehbar darzustellen. Auf Basis dieser Bewertung wird das Nachhaltigkeitsprofil eines Betriebs in drei Stufen unterteilt, was den Landwirten klare Handlungsoptionen zur kontinuierlichen Verbesserung ihrer Betriebe bietet.

 

Nachhaltigkeitskriterien des DLG-Standards

Bewertung

Die Bewertung erfolgt durch die indikatorbasierte Notenvergabe von 1 bis 6, wobei die Note 4 als nachhaltig anzusehen ist. Die Note 5 repräsentiert einen nicht nachhaltigen Bereich, welcher jedoch aufgrund von schwer kalkulierbarer ökologischer Einflüsse ebenso vorkommen kann. Die Note 5 ist mit der Note 3 aus derselben Sphäre (Ökologie, Soziales und Ökonomie) auszugleichen. Die Durchschnittsnote von 4,0 gilt als Schwelle zur Nachhaltigkeit. Die Untergrenze zur Nachhaltigkeit bildet die Note 6, die nicht-rechtskonformes Handeln ausweist. Die Festlegung der Grenzwerte erfolgt unter Berücksichtigung aktueller Verordnungen und gesetzlicher Grundlagen sowie der guten fachlichen Praxis.

In die Bewertungskriterien fließen neue fachliche Erkenntnisse, Rechtsgrundlagen sowie aktuelle gesellschaftspolitische Anforderungen ein. Die Bewertung erfolgt ergebnisorientiert. Die Berechnung des Nachhaltigkeitsprofils basiert auf den realen Daten des landwirtschaftlichen Betriebes.

Haltungsform

Die Schweinehaltung erfolgt in verschiedenen Haltungsformen, die von der intensiven Stallhaltung bis hin zur Freilandhaltung reichen. In der konventionellen Stallhaltung werden Schweine meist in Gruppen auf Spaltenböden gehalten, um die Effizienz zu maximieren, während strengere Vorgaben für Platz, Beschäftigungsmaterial und Licht gelten. Freiland- und Bio-Haltungsformen bieten den Tieren mehr Bewegungsfreiheit, Zugang zu Außenbereichen und eine artgerechtere Fütterung, was jedoch höhere Kosten verursacht. Somit ergibt sich eine bessere Bepunktung abhängig der jeweiligen Haltungsform auf dem Betrieb.

Tierwohl

Der Indikator Tierwohl misst die Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten werden, mit Fokus auf deren physisches und psychisches Wohlbefinden. Drei zentrale Teilindikatoren im Programm sind der angewandte Kupierverzicht, der den Verzicht auf das Schwanzkupieren bei Ferkeln bewertet, die Kastration, die sich auf die Methoden bei der Ferkelkastration bezieht, und die Fixierung der Sau, die bewertet, ob und wie lange Sauen während der Geburt und Aufzucht in engen Ständen fixiert werden. Diese Indikatoren helfen dabei, das Niveau des Tierschutzes in der landwirtschaftlichen Praxis zu bewerten.

Tiergesundheit/Antibiotikamonitoring

Die Tiergesundheit und deren entsprechend umgesetzten Maßnahmen zur Erhaltung eben dieser werden im dritten Indikator aufgearbeitet. Hierzu zählen neben den entsprechenden eingesetzten Mengen ebenso vorbeugende Maßnahmen und freiwillige Checks im Sinne der Überwachung rund um die Wasserversorgung und klimatischen externen Checks. Der Indikator Tiergesundheit untergliedert sich erneut in eine gleichwertige Aufteilung im Rahmen der Ferkelerzeugung, sowie der Schweinemast.

Treibhausgasbilanzierung

Die Schweinehaltung befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit zur Effizienzsteigerung und den Auswirkungen auf die Umwelt. Durch den Einsatz fossiler Energieträger zur Stallbeheizung und den Umgang mit Gülle trägt die Schweinehaltung signifikant zur Klimaänderung bei. Ein angepasstes Management, wie etwa der optimierte Einsatz von Futtermitteln, die Reduktion der Methan- und Lachgasemissionen aus Gülle oder der Einsatz emissionsarmer Stallsysteme, kann dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu senken und das Klima langfristig zu entlasten.

Tiertransport

Beim Tiertransport und der Vermarktung von Schweinen wird sowohl die Transportdistanz in Kilometern als auch die Dauer der Vermarktungsbeziehung gemessen. Zwischen der Sauenhaltung und
Ferkelaufzucht sowie zwischen der Ferkelaufzucht und Mast wird bewertet, wie weit die Tiere transportiert werden und wie lange stabile Geschäftsbeziehungen bestehen. Diese Kennzahlen helfen, den Einfluss des Transports auf das Tierwohl zu reduzieren und gleichzeitig die Effizienz in den verschiedenen Produktionsstufen zu steigern.

Futtermittel

Die Futtermittel zur Erzeugung der tierischen Produkte stellen einen der Schlüsselaspekte der gesamten Nachhaltigkeitsbetrachtung dar. Der notwendige Einsatz und die Herstellung der jeweiligen Futterkomponenten sind nicht unerheblich an der jeweiligen Produktion klimaschädlicher Gase beteiligt und so ist die Betrachtung wichtig. Im Rahmen dieser Nachhaltigkeitszertifizierung der Schweinehaltung werden neben dem Futteraufwand in der Mast und innerhalb der Ferkelerzeugung ebenso die Faktoren der N/P angepassten Fütterung, die Nahrungskonkurrenz in die Beurteilung mit einbezogen. Zuletzt steht die Regionalität im Fokus und damit die Herkunft der notwendigen Futtermittel.

Nährstoffeffizienz

Der Indikator Nährstoffeffizienz misst, wie effizient Nährstoffe in landwirtschaftlichen Systemen genutzt werden, um Erträge zu maximieren und Umweltbelastungen zu minimieren. Er wird durch fünf Teilindikatoren beeinflusst: Haltungsform, Tiergesundheit, Emissionsminderungen im Stall, Lagerung des Wirtschaftsdüngers und die Fütterung. Diese Teilindikatoren bewerten indirekt die Nährstoffeffizienz, da sie in den vorangegangenen Indikatoren automatisch berücksichtigt werden.

Energienutzung/ -effizienz

Die Tierhaltung hat einen hohen Energiebedarf und beeinflusst maßgeblich die Nachhaltigkeit von schweinehaltenden Betrieben. Deshalb ist eine umfassende Betrachtung dieses Indikators notwendig, wobei der Energieverbrauch in Bezug auf die produzierte Menge an Ferkeln, Mastschweinen oder Fleisch pro kg bewertet wird. Dies umfasst elektrische Energie, Heizenergie und Kraftstoffe (jeweils inklusive Eigenerzeugung) in kWh, die für Stallarbeiten benötigt werden.

Entlohnung 

Die Entlohnung abhängig Beschäftigter ist ein zentraler sozialer Nachhaltigkeitsindikator. Nur wenn angemessene Löhne und Gehälter gezahlt werden, kann davon ausgegangen werden, dass die Beschäftigten sich wert geschätzt fühlen und zufrieden ihre Arbeit erledigen. Eine zu niedrige Entlohnung führt hingegen zu Unzufriedenheit und eventuell zu geringerer Leistungsbereitschaft. Eine solche Situation wird in starkem Maße als nicht nachhaltig angesehen.

Arbeitszeit

Arbeitszeit und Freizeit der Beschäftigten sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Nur dann kann davon ausgegangen werden, dass dieser Produktionsfaktor auch langfristig effizient genutzt werden kann und die Arbeitskräfte nicht überbeansprucht werden. Das Arbeitszeitgesetz gibt Vorgaben unter anderem zu Arbeitszeitumfang, Ruhepausen während der Arbeit, Nachtarbeit, Arbeit an Sonn- und Feiertagen und Ausnahmeregelungen. Weitere Regelungen finden sich im Rahmentarifvertrag für Arbeitnehmer in landwirtschaftlichen Betrieben.

Urlaub

Der Erholungsurlaub ist eine wichtige soziale Errungenschaft unserer Gesellschaft und drückt als solche in gleicher Weise die Wertschätzung der abhängig Beschäftigten aus. Urlaub trägt dazu bei, dass die Arbeitskraft langfristig gesund erhalten bleibt. Der Urlaubsanspruch von abhängig Beschäftigten ist im Bundesurlaubsgesetz (BurlG) festgelegt. Weitere Festlegungen sind durch den Rahmentarifvertrag für Arbeitnehmer in landwirtschaftlichen Betrieben (Arbeitsvertrag) gegeben. 

Aus- und Weiterbildung

Die Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer eines Betriebes ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass ein Betrieb am technischen und sozialen Fortschritt teilnimmt. Das Kriterium der Aus- und Weiterbildung zeigt den Stellenwert an, der dem im Betrieb eingesetzten Personal zugemessen wird. Die dem Indikator zugrunde liegende Hypothese besagt, dass ein Betrieb, der keine Investition in seine Mitarbeiter vornimmt, langfristig nicht nachhaltig wirtschaften kann.

Arbeitnehmerbelange

Die Mitarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben kennen die Systeme, die sie steuern meist am besten und können wertvolle Hinweise zu einer guten Betriebsführung geben. Es wird anhand von neun Fragen beurteilt, in welcher Intensität der Mitarbeiter in die aktive Weiterentwicklung des Betriebes integriert sowie mit seinen Bedürfnissen wahrgenommen wird. Hierzu zählen unter anderem schriftliche Arbeitsprofile sowie die geschlechterunabhängige Bezahlung.

Arbeitgeber

Als Eigentümer unterliegt der Arbeitgeber anderen Maßstäben als die Mitarbeiter. Allerdings sind hier ebenso angemessene Arbeitszeiten, genommener Urlaub sowie regelmäßige Besuche von Fort- und Weiterbildungen maßgeblich für das Fortbestehen und damit die Nachhaltigkeit des Betriebes.

Arbeits- und Gesundheitsschutz

Die Landwirtschaft zählt zu einer der risikoreichsten Branchen überhaupt. Die besonderen Merkmale dieser Branche – wie Arbeiten im Freien, in Gewächshäusern, mit schweren Maschinen und Tieren, Einsatz von Pflanzenschutzprodukten können zu erhöhten Risiken für die Arbeitskräfte führen. Um der Bedeutung dieses Indikators gerecht zu werden, wird ein umfangreicher Maßnahmenkatalog verwendet, mit welchem der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter durch Abfrage nach Schulung, Arbeits-/Schutzkleidung sicherzustellen.

Gesellschaftliches Engagement

Die soziale Einbettung eines Betriebes in sein Umfeld ist ein entscheidender Faktor für dessen gesellschaftliche Akzeptanz. Somit ist das gesellschaftliche Engagement und die Kommunikation aller Mitarbeiter eines Betriebes ein wichtiger Aspekt. Mit diesem Indikator soll das Maß des gesellschaftlichen Engagements, welches der Betriebsleiter und die Mitarbeiter für den Betrieb aufbringen, quantifiziert werden. Zur Erfassung der verschiedenen gesellschaftlichen Aktivitäten beinhaltet der Indikator drei Teilindikatoren: „Öffentliches Engagement“, „Kommunikation des Betriebes mit der Öffentlichkeit“, sowie „Berufsständiges Engagement“.

Direktkostenfreie Leistung

Die Direktkostenfreie Leistung entspricht den Leistungen abzüglich aller Direktkosten einschließlich der Zinskosten für das in den Betriebsmitteln gebundene Kapital. Sie dient der Deckung aller Kostengruppen außer den Direktkosten. Die Direktkostenfreie Leistung ist unabhängig von der Art der Arbeitserledigung des Produktionsverfahrens, also unabhängig von der technischen Ausstattung und weiterer Einflüsse auf die Arbeitserledigungskosten.

Netto-Cashflow (Cash-Flow II)

Dieser entspricht dem entnahmefähigen Finanzüberschuss, sprich der Finanzierungskraft eines Geschäftsjahres. Diese freien Mittel stehen für die Ausschüttung, für Erweiterungsinvestitionen oder für die Rückzahlung von Fremdkapital zur Verfügung. Er ist ein Finanz- und Erfolgsindikator, der anzeigt, in welcher Höhe ein Unternehmen bzw. ein Unternehmensbereich aus eigener Kraft finanzielle Mittel erwirtschaftet hat bzw. erwirtschaften kann. Ein positiver Wert bedeutet eine positive Liquidität.

Ausschöpfung der langfristigen Kapitaldienstgrenze

Diese Kennzahl zählt zu den Liquiditätskennzahlen und zeigt die langfristig mögliche finanzielle Leistungskraft des Unternehmens zur Fremdkapitaltilgung und -verzinsung an. Hierbei wird der tatsächliche Kapitaldienst auf die langfristige Kapitaldienstgrenze bezogen. Sie zeigt damit an, inwieweit die Kapitaldienstgrenze ausgeschöpft wird.

Gewinnrate

Die Gewinnrate kann sowohl Auskunft über die Rentabilität als auch über die Stabilität eines Betriebes geben. Eine hohe Gewinnrate zeigt an, dass Preisschwankungen sich weniger auf das Einkommen auswirken. Sie kann außerdem Auskunft über die Qualität der Unternehmensführung und der Leistungsfähigkeit des Unternehmens geben. Ein Vergleich ist nur zwischen Unternehmen mit einer ähnlichen Produktionsausrichtung sinnvoll.

Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote zählt zu den Stabilitätskennzahlen. Sie beurteilt die Kapitalkraft des Betriebes und ist ein Indikator für die Bonität. Ebenso kann sie dem Betriebswirt als Grundlage für Finanzierungsentscheidungen dienen.

Betriebskodex/ Compliance Verordnung

Der Betriebskodex beinhaltet Maßnahmen und Prozesse, die im Unternehmen dazu führen, dass Regelkonformität im rechtverbindlichen und ethischen Bereich gewährleistet werden. Im Rahmen des DLG-Programms Nachhaltige Landwirtschaft soll jeder landwirtschaftliche Betrieb einen Betriebskodex formulieren sowie über die Unterzeichnung der Compliance-Regelung die Angabe von wahrheitsgemäßen Daten garantieren. 

Risikomanagement

Die Anforderungen an das landwirtschaftliche Risikomanagement sind einer ständigen Herausforderung in der Betriebsführung . Deshalb sollen sich die Landwirte im Rahmen des DLG-Programms Nachhaltige Landwirtschaft mit den Risiken für ihr Unternehmen auseinandersetzen und Maßnahmen entwickeln, diese Risiken abzuwenden oder zu minimieren.

Fragen zum DLG-Standard „Nachhaltige Landwirtschaft“:  nachhaltigkeit@dlg.org