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DLG-Standard „Nachhaltiger Ackerbau“

Der DLG-Standard fördert, dokumentiert und bewertet nachhaltige Landwirtschaft. Von der DLG und Experten entwickelt, ist er praxisnah und fachlich fundiert. Der Standard „Nachhaltiger Ackerbau“ umfasst Indikatoren aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales und Management. Die Bewertung erfolgt je nach Indikator ziel- oder maßnahmenorientiert. Für die Zertifizierung wurden für die Indikatoren Zielwertbereiche entwickelt, um den Nachhaltigkeitsstatus des Betriebes zu ermitteln.

So kann das Nachhaltigkeitsprofil eines landwirtschaftlichen Betriebes in drei Stufen nachgewiesen werden.

Nachhaltigkeitskriterien des DLG-Standards

Bewertung

Die Bewertung erfolgt durch die indikatorbasierte Notenvergabe von 1 bis 6, wobei die Note 4 als nachhaltig anzusehen ist. Die Note 5 repräsentiert einen nicht nachhaltigen Bereich, welcher jedoch aufgrund von schwer kalkulierbarer ökologischer Einflüsse ebenso vorkommen kann. Die Note 5 ist mit der Note 3 aus derselben Sphäre (Ökologie, Soziales und Ökonomie) auszugleichen. Die Durchschnittsnote von 4,0 gilt als Schwelle zur Nachhaltigkeit. Die Untergrenze zur Nachhaltigkeit bildet die Note 6, die nicht-rechtskonformes Handeln ausweist. Die Festlegung der Grenzwerte erfolgt unter Berücksichtigung aktueller Verordnungen und gesetzlicher Grundlagen sowie der guten fachlichen Praxis.

In die Bewertungskriterien fließen neue fachliche Erkenntnisse, Rechtsgrundlagen sowie aktuelle gesellschaftspolitische Anforderungen ein. Die Bewertung erfolgt ergebnisorientiert. Die Berechnung des Nachhaltigkeitsprofils basiert auf den realen Daten des landwirtschaftlichen Betriebes.

Stickstoff-Nutzungseffizienz

Die flächenübergreifende Stickstoff-Nutzungseffizienz beschreibt das Gesamtverlustpotenzial an reaktiven N-Verbindungen und ist durch landwirtschaftliche Maßnahmen beeinflussbar. In der N-Effizienz spiegeln sich u. a. die Struktur (Tierbesatz, Fruchtfolge), die Intensität (Dünger- und PSM-Einsatz) und die Verfahrensgestaltung (Düngerapplikationsverfahren) direkt oder indirekt wider. Je niedriger die Stickstoff-Nutzungseffizienz, umso größer ist die Gefahr umweltrelevanter N-Emissionen.

Phosphor-Saldo

Phosphor ist Hauptnährelement der landwirtschaftlichen Produktion. Deshalb sollte für eine ausreichende P-Versorgung der Pflanzenbestände zur Sicherung der Ertragsleistung und Produktqualität gesorgt werden. Um langfristig einen Verlust der natürlichen Bodenfruchtbarkeit durch Unterversorgung zu verhindern, müssen die P-Entzüge entsprechend ersetzt werden. Ebenso muss ein Eintrag in Oberflächengewässer durch Überversorgung verhindert werden. In der Phosphorbilanz und im P-Saldo spiegeln sich u. a. die Struktur (Tierbesatz, Fruchtfolge), die Intensität (Dünger-Einsatz) und die Verfahrensgestaltung direkt oder indirekt wider. Der P-Saldo ist durch landwirtschaftliche Maßnahmen beeinflussbar.

Humusbilanz

Die Bedeutung der Humusbilanz liegt in der komplexen Beeinflussung nahezu aller Bodeneigenschaften und -funktionen durch die organische Bodensubstanz. Die Humusversorgung ackerbaulich genutzter Böden dient nicht nur der Ertragssicherung, sie hat – insbesondere durch die Steuerung des Kohlenstoff- und Stickstoffumsatzes – auch eine ökologische Relevanz. Ebenso negativ wie eine mangelnde Zufuhr ist die Überversorgung mit organischer Substanz, die zu unkontrollierter Mineralisation und zu erhöhten Nährstoffverlusten führen kann. Die bewirtschaftungsbedingte Humusversorgung der Ackerböden (nur hierauf bezieht sich die Humusbilanz) ist von der Anbaustruktur und Fruchtfolge sowie der organischen Düngung abhängig.

Treibhausgasbilanz

Die Landwirtschaft steht in einem Spannungsfeld zwischen erforderlichen Produktionssteigerungen und der Beeinflussung ihrer biotischen und abiotischen Umwelt. Durch den stetig steigenden Verbrauch fossiler Energieträger, den Einsatz von mineralischem und organischem Stickstoffdünger sowie durch die Viehhaltung ist die Landwirtschaft mit einem weltweiten Anteil von 15 % nicht unerheblich an der anthropogenen Klimaänderung beteiligt. Ein angepasstes Bewirtschaftungsmanagement (Fruchtfolgen, Bodenbearbeitungsintensität) kann zur langfristigen CO2-Speicherung in Böden und zu einer Minderung des Treibhausgasausstoßes beitragen. Alle klimarelevanten Gase (CO2, N2O, CH4) aus der Landwirtschaft werden in der Bewertung erfasst.

Pflanzenschutz

Chemischer Pflanzenschutz ist ein wesentlicher Faktor bei der Rationalisierung und Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion und steht dennoch am stärksten in der öffentlichen Kritik. Der integrierte Pflanzenschutz als nachhaltige Strategie bildet einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem vorbeugenden Maßnahmen und der nicht-chemischen Abwehr von Schadorganismen Vorrang gegeben wird und die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß begrenzt wird. Aufgrund des umfassenden Bezugs zur Produktion, Ökonomie sowie Ökologie ist die Berücksichtigung in der Bewertung der Nachhaltigkeit zwingend erforderlich.

Biodiversität

Die Landwirtschaft trug lange Zeit zur Steigerung und Erhaltung der Arten- und Biotopvielfalt in der offenen Kulturlandschaft bei. Mit der Umstrukturierung und Intensivierung der Landwirtschaft wurde in Agrarökosystemen ein Rückgang von Arten dokumentiert, der als negativer Einfluss auf Biodiversität angesehen wird. Landwirtschaft gehört heute zu den Treibern für den Verlust an biologischer Vielfalt. Dem muss entgegengewirkt werden durch eine maßnahmenorientierte Bewirtschaftung, die biologische Vielfalt und eine produktive und qualitativ hochwertige Landwirtschaft miteinander vereint.

Bodenschutz

Böden sind die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Zugleich leisten sie einen Großteil der stofflichen Umbau- und Abbauprozesse im Naturhaushalt. Sie sind Filter und Speicher für den Wasser- und Stoffhaushalt, Lagerstätte für Bodenschätze und Energiequellen und auch die Grundlage für die Land- und Forstwirtschaft. Daher steht die Landwirtschaft besonders in der Pflicht verantwortungsvoll mit ihren Böden umzugehen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und wenn möglich sogar zu stärken. Wichtigstes Ziel dabei ist, dass auch vor dem Hintergrund ökologischer und ökonomischer Zwänge eine nachhaltige Bewirtschaftung erfolgt. Dabei gilt es eine Vielzahl von Einzelfaktoren zu berücksichtigen.

Wasserschutz

Grundwasser ist die wichtigste Ressource für unser Trinkwasser. Entsprechend wichtig ist der konsequente Wasser- und Gewässerschutz. Dabei geht es nicht nur um gesundheitliche Aspekte, sondern auch um die Erhaltung der Biodiversität. Nitrat, Phosphat und Rückstände von Pflanzenschutz und Tierarzneimitteln belasten die Gewässer. Die Landwirtschaft als Haupteinträger dieser Stoffe steht in der Verantwortung standortangepasste Lösungen zu finden. Doch effiziente Landnutzung und Wasserschutz müssen sich nicht ausschließen.

Entlohnung 

Die Entlohnung abhängig Beschäftigter ist ein zentraler sozialer Nachhaltigkeitsindikator. Nur wenn angemessene Löhne und Gehälter gezahlt werden, kann davon ausgegangen werden, dass die Beschäftigten sich wert geschätzt fühlen und zufrieden ihre Arbeit erledigen. Eine zu niedrige Entlohnung führt hingegen zu Unzufriedenheit und eventuell zu geringerer Leistungsbereitschaft. Eine solche Situation wird in starkem Maße als nicht nachhaltig angesehen.

Arbeitszeit

Arbeitszeit und Freizeit der Beschäftigten sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Nur dann kann davon ausgegangen werden, dass dieser Produktionsfaktor auch langfristig effizient genutzt werden kann und die Arbeitskräfte nicht überbeansprucht werden. Das Arbeitszeitgesetz gibt Vorgaben unter anderem zu Arbeitszeitumfang, Ruhepausen während der Arbeit, Nachtarbeit, Arbeit an Sonn- und Feiertagen und Ausnahmeregelungen. Weitere Regelungen finden sich im Rahmentarifvertrag für Arbeitnehmer in landwirtschaftlichen Betrieben.

Urlaub

Der Erholungsurlaub ist eine wichtige soziale Errungenschaft unserer Gesellschaft und drückt als solche in gleicher Weise die Wertschätzung der abhängig Beschäftigten aus. Urlaub trägt dazu bei, dass die Arbeitskraft langfristig gesund erhalten bleibt. Der Urlaubsanspruch von abhängig Beschäftigten ist im Bundesurlaubsgesetz (BurlG) festgelegt. Weitere Festlegungen sind durch den Rahmentarifvertrag für Arbeitnehmer in landwirtschaftlichen Betrieben (Arbeitsvertrag) gegeben. 

Aus- und Weiterbildung

Die Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer eines Betriebes ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass ein Betrieb am technischen und sozialen Fortschritt teilnimmt. Das Kriterium der Aus- und Weiterbildung zeigt den Stellenwert an, der dem im Betrieb eingesetzten Personal zugemessen wird. Die dem Indikator zugrunde liegende Hypothese besagt, dass ein Betrieb, der keine Investition in seine Mitarbeiter vornimmt, langfristig nicht nachhaltig wirtschaften kann.

Arbeitnehmerbelange

Die Mitarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben kennen die Systeme, die sie steuern meist am besten und können wertvolle Hinweise zu einer guten Betriebsführung geben. Es wird anhand von neun Fragen beurteilt, in welcher Intensität der Mitarbeiter in die aktive Weiterentwicklung des Betriebes integriert sowie mit seinen Bedürfnissen wahrgenommen wird. Hierzu zählen unter anderem schriftliche Arbeitsprofile sowie die geschlechterunabhängige Bezahlung.

Arbeitgeber

Als Eigentümer unterliegt der Arbeitgeber anderen Maßstäben als die Mitarbeiter. Allerdings sind hier ebenso angemessene Arbeitszeiten, genommener Urlaub sowie regelmäßige Besuche von Fort- und Weiterbildungen maßgeblich für das Fortbestehen und damit die Nachhaltigkeit des Betriebes.

Arbeits- und Gesundheitsschutz

Die Landwirtschaft zählt zu einer der risikoreichsten Branchen überhaupt. Die besonderen Merkmale dieser Branche – wie Arbeiten im Freien, in Gewächshäusern, mit schweren Maschinen und Tieren, Einsatz von Pflanzenschutzprodukten können zu erhöhten Risiken für die Arbeitskräfte führen. Um der Bedeutung dieses Indikators gerecht zu werden, wird ein umfangreicher Maßnahmenkatalog verwendet, mit welchem der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter durch Abfrage nach Schulung, Arbeits-/Schutzkleidung sicherzustellen.

Gesellschaftliches Engagement

Die soziale Einbettung eines Betriebes in sein Umfeld ist ein entscheidender Faktor für dessen gesellschaftliche Akzeptanz. Somit ist das gesellschaftliche Engagement und die Kommunikation aller Mitarbeiter eines Betriebes ein wichtiger Aspekt. Mit diesem Indikator soll das Maß des gesellschaftlichen Engagements, welches der Betriebsleiter und die Mitarbeiter für den Betrieb aufbringen, quantifiziert werden. Zur Erfassung der verschiedenen gesellschaftlichen Aktivitäten beinhaltet der Indikator drei Teilindikatoren: „Öffentliches Engagement“, „Kommunikation des Betriebes mit der Öffentlichkeit“, sowie „Berufsständiges Engagement“.

Ordentliches kalkulatorisches Ergebnis

Das ordentliche kalkulatorische Ergebnis fällt mit dem Nettoerfolg der Leistungs-Kostenrechnung zusammen, der dort auch als kalkulatorischer Gewinn oder Unternehmergewinn bezeichnet wird. Es zeigt an, ob neben der Kostendeckung bzw. Entlohnung aller eingesetzten Faktoren auch eine Entlohnung der unternehmerischen Tätigkeit an sich erzielt wird.

Netto-Cashflow (Cash-Flow II)

Dieser entspricht dem entnahmefähigen Finanzüberschuss, sprich der Finanzierungskraft eines Geschäftsjahres. Diese freien Mittel stehen für die Ausschüttung, für Erweiterungsinvestitionen oder für die Rückzahlung von Fremdkapital zur Verfügung. Er ist ein Finanz- und Erfolgsindikator, der anzeigt, in welcher Höhe ein Unternehmen bzw. ein Unternehmensbereich aus eigener Kraft finanzielle Mittel erwirtschaftet hat bzw. erwirtschaften kann. Ein positiver Wert bedeutet eine positive Liquidität.

Ausschöpfung der langfristigen Kapitaldienstgrenze

Diese Kennzahl zählt zu den Liquiditätskennzahlen und zeigt die langfristig mögliche finanzielle Leistungskraft des Unternehmens zur Fremdkapitaltilgung und -verzinsung an. Hierbei wird der tatsächliche Kapitaldienst auf die langfristige Kapitaldienstgrenze bezogen. Sie zeigt damit an, inwieweit die Kapitaldienstgrenze ausgeschöpft wird.

Gewinnrate

Die Gewinnrate kann sowohl Auskunft über die Rentabilität als auch über die Stabilität eines Betriebes geben. Eine hohe Gewinnrate zeigt an, dass Preisschwankungen sich weniger auf das Einkommen auswirken. Sie kann außerdem Auskunft über die Qualität der Unternehmensführung und der Leistungsfähigkeit des Unternehmens geben. Ein Vergleich ist nur zwischen Unternehmen mit einer ähnlichen Produktionsausrichtung sinnvoll.

Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote zählt zu den Stabilitätskennzahlen. Sie beurteilt die Kapitalkraft des Betriebes und ist ein Indikator für die Bonität. Ebenso kann sie dem Betriebswirt als Grundlage für Finanzierungsentscheidungen dienen.

Betriebskodex/ Compliance Verordnung

Der Betriebskodex beinhaltet Maßnahmen und Prozesse, die im Unternehmen dazu führen, dass Regelkonformität im rechtverbindlichen und ethischen Bereich gewährleistet werden. Im Rahmen des DLG-Programms Nachhaltige Landwirtschaft soll jeder landwirtschaftliche Betrieb einen Betriebskodex formulieren sowie über die Unterzeichnung der Compliance-Regelung die Angabe von wahrheitsgemäßen Daten garantieren. 

Risikomanagement

Die Anforderungen an das landwirtschaftliche Risikomanagement sind einer ständigen Herausforderung in der Betriebsführung . Deshalb sollen sich die Landwirte im Rahmen des DLG-Programms Nachhaltige Landwirtschaft mit den Risiken für ihr Unternehmen auseinandersetzen und Maßnahmen entwickeln, diese Risiken abzuwenden oder zu minimieren.

Fragen zum DLG-Standard „Nachhaltige Landwirtschaft“:  nachhaltigkeit@dlg.org